Neues von Rosenstolz

[Alex Kay]

Aloha

Heute entdeckte ich eine neue Nachricht auf der Seite von Rosenstolz.

Hallo, Ihr Lieben!

So, nun reicht' s auch mir - und ich möchte mich hier mal erklären.
Was für ein Jahr...
Anfangen möchte ich mal mit der "limitierten" Maxi. Ich habe Eure Einträge genauestens verfolgt, und ich muss sagen: Eure Enttäuschung bzw. Wut ist berechtigt. Ich bin mindestens genau so enttäuscht wie Ihr!
Enttäuscht darüber, dass der "Weltkonzern" Universal schlicht und einfach zu bekloppt ist 5000 limitierte CDs herzustellen. Enttäuscht darüber, dass die Firma AnNa und mich anscheinend so wenig ernst nimmt und diese Auskopplung, die als DANKESCHÖN an Euch gedacht war, so lieblos behandelt. Es tut mir von Herzen leid und auch weh - vor allem nach diesen Monaten. Aber seid Euch sicher: Wir werden alles tun, um diesen Vorgang lückenlos aufzuklären.

Als ich Anfang des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes "zusammengebrochen" bin habe ich selber noch gedacht: "Na ja, etwas ausruhen und dann wird das alles schon wieder..." Leider ist dem nicht so. Es ist ein mühevoller Weg, gerade für so`n "Energiebündel" wie mich. Ich muss "schmerzhaft" lernen mein Leben zu entschleunigen und bestimmte Sachen - eigentlich alles - mal ruhiger angehen zu lassen. Die letzten fast 20 Jahre waren ein Traum. Ich bin dankbar für (fast) alles, was ich erleben durfte.
Als ich damals als Student in Braunschweig beschloss mein Studium zu schmeißen, um nach Berlin zu gehen und Musik zu machen, hätte ich natürlich niemals gedacht, was da alles auf mich zukommt. Ich war - und bin es teilweise immer noch - sehr schüchtern und war sehr stolz und verwundert wie ich immer wieder über meinen eigenen Schatten gesprungen bin. Hätte mir jemand damals erzählt: "Eines Tages werdet ihr Tourneen machen zu denen 300.000 Zuschauer kommen." - ich hätte es nicht geglaubt.
Und was wir alles erleben durften! Angefangen von den Kleinkunstbühnen, besetzten Häusern, Schwulen- und Lesbenclubs, über die Columbiahalle bis hin zu unserer geliebten Berliner Wuhlheide. Unsere ersten Tapes, unsere erste CD bis hin zum letzten Album. Von den "Außenseitern" und "Paradiesvögeln" hin zum "Mainstream" - doch was sind wir wirklich?
Als dann meine "Zwangspause" einsetzte dachte ich anfangs, alles wird sich sehr schnell beruhigen und mir wird es recht schnell besser gehen. Fehlanzeige.
Es ist und war wie eine Wunde, die erst richtig aufplatzt, alles, was sich über die Jahre "angestaut" hat, kommt jetzt zum Vorschein. Vielen, die in ganz anderen Berufen stecken als ich, und die auch so einen "Crash" erleben, erzählen mir ähnliches. Es ist wie der Anfang einer Lawine.

Auf einmal rollen dann sowohl die privaten als auch die beruflichen Probleme, die man immer nur "kurzfristig" behoben hatte, über einen hinweg. Ich bin wochenlang morgens aufgewacht und dachte, ich lebe einen Albtraum - und fragte mich: Wann wache ich denn endlich richtig auf?

Aber Stück für Stück wird es nun besser - und ich möchte mich an dieser Stelle bedanken. Bedanken bei Euch, für all die wunderbaren Zuschriften, Geschenke, für' s "Mut machen" auf der Straße, das ist Wahnsinn!!! Bedanken bei meinen Freunden, die für mich da sind und waren, bei Roberto und unserem ganzen Team, bei Daniel, unserem Mitproduzenten, denn die Musik ist es letztendlich mal wieder, die mir den Mut gegeben hat weiter zu machen.
AnNa und ich - wir kämpfen um Rosenstolz.
Wir reden viel miteinander, wir nehmen uns endlich Zeit. Ich denke, jetzt schon sagen zu können, dass wir beide vorhaben weiter zu machen. Doch in welcher Form, wann und wie - dafür ist es zu früh. Wenn wir zurückkommen, dann zu unseren Bedingungen.

Natürlich bringt jeder Beruf Kompromisse mit sich. Das ist auch in Ordnung. Aber teilweise, und vor allem gegen Ende, kamen wir uns selber schon vor wie ein Abklatsch unserer Selbst. Ich zumindest. Aber ich will mich hier nicht beschweren, dazu war alles viel zu schön. Ich möchte aber auch nicht lügen und sagen: "Alles ist in Butter." Nein, das ist es nicht.
So eine Extremsituation bringt viele interessante Sachen mit sich. Man merkt recht schnell, wo die Freunde sind und wer sich doch recht schnell verabschiedet. Interessante Erfahrungen. Ich tue alles dafür, um nicht verbittert aus dieser Sache raus zu gehen. Dazu ist das Leben zu schön - und leider auch zu kurz.

Auch für AnNa waren die Wochen und Monate sicher nicht leicht. Dass sie alleine zum "Echo" musste tut mir heute noch leid. Der Druck, der dort auf ihr lastete, war schier unerträglich, und ich finde, sie hat es großartig gemacht. Na ja, dann kam noch das "Sommerloch" - inzwischen können wir darüber lachen... und denken uns "Lass sie reden". Erschreckend für uns daran war halt die Tatsache, dass wir beide uns nicht als "öffentliche Personen" wahrnehmen - und AnNalein ihre Anonymität in Berlin immer sehr genoss. Das war all die Jahre immer das Tolle für uns in Berlin: Irgendwie hat es keinen interessiert, was wir in unserer Freizeit machen. Und so sollte es bitte, bitte auch sein.

AnNa und ich werden jetzt also erst einmal Pause machen, viel reden und dann irgendwann wieder anfangen miteinander Musik zu machen. Wenn wir das Gefühl haben: Die Musik und die Texte gefallen uns - dann wird es ein Album geben. Aber wir werden es ganz sicher nicht des Geldes wegen machen oder wegen irgendwelcher Verträge, auf keinen Fall! Dazu waren die Jahre zu schön und dafür seid auch Ihr uns zu wichtig.

In Liebe und Dankbarkeit
Euer Peterxxx

Berlin, den 16.09.09

Wie es ausschaut, wird es Rosenstolz in dieser Form wohl nicht mehr geben. Zumindest nicht so bald. Wäre ja nicht das erste mal dass ein Label eine Band versucht zu zerstören...
Es geht halt wie immer und überall im Leben nur ums Geld...

* Quelle: http://artists.universal-music.de/_a...ief/index.html