Highlight des Tages:
Lang lebe die österreichische Bürokratie!
Folgende Vorgeschichte:
Vorige Woche bestand meine erste Tätigkeit am Montag Morgen, in die Klospülung zu kotzen. Darauf folgten Husten- und Niesanfälle, sowie Halsweh, Kopfweh und Schwindelerscheinungen.
Mein Chef sah sich das ca. 1 Stunde lang an, kam dann zu mir - besorgt ob meines Gesundheitszustandes - und meinte "du fährst jetzt nach Hause, und kommst wieder wenn du gesund bist."
Fakt: Der Bub ist krank, der soll ins Bett.
Ich nehm also den Laptop samt Arbeit mit, verabschiede mich und sage: "Wenns mir Mitte der Woche besser geht, kann ich zumindest ein bisschen Computer-Arbeit von zuhause aus erledigen. Soll ich zum Arzt zwecks Krankenstandt?"
Chef meint nur: "Nein, nicht notwendig. Außer du brauchst ein Rezept für irgendwelche Medikamente, ansonsten bleib daheim."
Passt, alles erledigt. Bis Freitag daheim geblieben, diesen Montag kam ich wieder in die Firma.
Die Lohnverrechnungs-Tussi hat ihm dann scheinbar gezwitschert, dass man doch eine Krankenstandsbestätigung braucht, weil sie sonst die Zeit nicht als Krankenstand eintragen kann.
Chef meint dann gegen Mittag: "Ich brauche Krankenstandsbestätigung".
Ich antworte: "Ok, heute wird das wohl nicht mehr klappen, ich geh morgen in der Früh gleich zum Hausarzt, und werd das erledigen".
Soweit, sogut.
Heute bin ich etwas früher aufgestanden, um noch vor meiner Arbeitszeit die Sache mit der Bestätigung regeln zu können, rufe aber sicherheitshalber in der Firma an, und kündige an, dass es unter Umständen länger dauern könnte.
Termin mit einer Kundschaft hätte ich um 11:00 Uhr, bitte schauen dass jemand da ist, falls ich es bis dahin nicht schaffe.
Beim Arzt war ich um 08:30. Arzthelferin druckt mir eine Nummer in die Hand und sagt: "So in etwa um 10:30 kommen Sie dran."
Gut, ich telefonier den Kunden an und erklär ihm das. Termin verschoben auf 12:30 (meine Mittagspause, aber anders hat er nicht Zeit; wurscht).
Ich komm nicht um 10:30 dran sondern um 11:30.
Großer Erklärbär meinerseits an den Hausarzt ... bla bla .. ich war bettlegrig, in meiner Verwandschaft hat vor 2 Wochen einer auch eine Verkühlung gehabt, daher hatte ich die Medikamente, Cheffe brauchte keine Krankenstandsbestätigung, deswegen keine Krankmeldung, und jetzt bin ich halt da und brauch trotzdem eine.
Hausarzt war äußerst kooperativ muss ich sagen.
Checkt mich kurz 2 Minuten durch, schreibt einen Wisch, in dem drinnen steht, dass der Bub jetzt wieder gesund und arbeitsfähig ist.
Erklärt mir aber, dass er mir rückwirkend nicht bestätigen kann, dass ich im Krankenstand war, denn das darf nur der Chefarzt.
Um das ganze aber zu erleichtern und mir entgegen zu kommen, hat er den Antrag (den der Chefarzt nur unterschreiben braucht) auch schon sorgfältig ausgefüllt, mit dem Hinweis der "Eigenmedikation" (das bedeutet: Patient hat Medikamente schon gehabt, und ist deswegen nicht extra zum Hausarzt gegangen), und mit einer kurzen Bitte um "rückwirkende Krankenstandsbestätigung" mit kollegialen Grüßen ... Dr. Sowieso.
Muss aber unbedingt heute noch dahin.
Ok, also geh ich zur Gebietskrankenkassa, drück dort wieder eine Nummer, um zum Chefarzt zu gelangen. Hatte die Nr. 76, aktuell war Nr. 33 ... also hatte ich Zeit.
Um Essen zu gehen. Empfangs-Frau hat gemeint, dass ich in ca. 45 Minuten dran komm.
Geh also ins nächstgelegene Gasthaus um was zu Essen.
Während ich darauf wartete, hab ich telefonisch noch kurz der Firma Bescheid gegeben "es dauert doch noch länger". Auch meinen Kunden-Termin hab ich noch mal angerufen, die Sachlage erklärt, und wir sind dabei verblieben, dass er dann gleich mit dem Chef den Termin wahrnehmen kann.
Essen fertig, wieder zurück zur GKK.
Die angesagten 45 Minuten Wartezeit war scheinbar nur eine grobe Schätzung der Empfangs-Damen, die Realität meinte 90 Minuten.
Endlich drin! (Es war mittlerweile 13 Uhr)
Es folgte eine kurze Erklärung meinerseits an den Chefarzt wegen der Bestätigung und warum und wieso.
Chefarzt meint: "Das kann ich normalerweise nicht machen .. bla bla "... ich stell mich auf eine 3-minütige Standpauke ein, in der er mir sagt, dass ich gefälligst am 1. Tag zum Hausarzt muss, um mich krank zu melden.
Ich entgegen, dass ich das jetzt weiß, wird nicht wieder vorkommen, aber ich kann blöderweise die Zeit nicht zurück drehen.
Beim nächsten Mal bin ich gescheiter, außerdem hab ich nichts davon wenn ich 5 Stunden von Pontius zu Pilatus renn, nur weil die Firma das aus Gründen der Lohnverrechnung braucht. Ich hab ja keinen persönlichen oder finanziellen Vorteil davon ...
Jetzt zuckt der Herr Chefarzt komplett aus.
Zitat: "Wenn Ihre Firma sagt, dass Sie nicht krank waren, und es kommt zu einem Arbeitsprozess, dann müsste ich vor Gericht eine Falschaussage machen!!!einselfelf!!!
Das können Sie nicht von mir verlangen!!!"
Ich nur: "Häh??" von was redet der jetzt?
Ich pack also nochmal den Erklärbär aus: Firma braucht Bestätigung dass ich eine Woche krank war, weil die Lohnverrechnung wissen muss ob ich diese Woche krank war, im Urlaub war oder Zeitausgleich genommen hat; ist nur eine Formalsache.
Im Krankenstand kann ich nur gewesen sein, wenn ich eine Bestätigung dafür habe, weswegen ich hier bin.
Chefarzt hats noch immer nicht kapiert, und ich hab mir nun eine andere Taktik überlegt.
Nämlich im guten, im "menschlichen".
Hab ihm dann gesagt, dass ich noch nie im Krankenstand war, und dass ich mich falsch verhalten habe, weil ich der Annahme war, dass keine Krankenstandsbestätiung von Nöten währe. Dass es mein Fehlverhalten wäre und ich für die Zukunft nun wisse, wie es läuft.
Einlenkung des Chefarztes = 0.
Antwort darauf seinerseits: "Für Fehler ist die Gebietskrankenkasse nicht zuständig".
Er hat seiner Büro-Tussi dann auch noch während meiner Anwesenheit folgendes diktiert:
"Nachträglich annerkannte Krankenstandsbestätigung wird aus dem und dem Grund nicht bewilligt."
Fazit 1: Da gehst als ehrlicher Arbeiter tagtäglich schäpfen, bist in 3 Jahren vielleicht 1 Woche Krankenstand, zahlst tausende von Euro an die Gebietskrankenkasse und wenn du einmal was brauchst, schaust du durch die Finger.
Hab erst kürzlich die Abrechnung bekommen: Kosten verursacht hab ich ca. 50 Euro, einbezahlt das Hundertfache.
Fazit 2: Als ich meinem Chef heute telefonisch über diese Prozedur berichtet habe, meinte er nur nüchtern ... "im Dezember bist du 3 Wochen Krankenstand und nächstes Jahr im März wieder 3 Wochen: Nimmst den Laptot mit heim, offiziell bist im Krankenstand, kontrolliert kann das nicht werden."
Geschichte endet daher noch positiv.
