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Deejay
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Die Idee ist aus deiner Sicht als Konsument nicht schlecht, weil du hier ein Produkt kaufen kannst, dass du dir sonst zeitaufwändig selber zusammenstellen musst (MP3s downloaden, Tracks von CD rippen, eventuell noch bearbeiten, Lautstärke angleichen, Tracklist ausdrucken usw.).
Doch gäbe es in der Praxis ein gewaltiges Qualitäts-Problem, und damit meine ich nicht die Audio-Qualität, welches diese Idee zum Scheitern verurteilen lässt.
Da ich selber schon einige Compilations zusammengestellt habe, kann ich dir sagen warum.
Nehmen wir folgende Ausgangssituation an:
MP3-CD im Genre Dance oder Hands Up mit 60 Titel, Verkaufspreis: Euro 29,90 (mehr kann man für 1 CD nicht verlangen!!!)
Nettoverkaufspreis an den Handel: ca. 19 Euro (Differenz auf die 29,90 sind Gewinnspanne vom Handel bzw. der Betrag der auf das Konto von Molterer überwiesen wird.)
Im Verleich eine normale 1-CD-Compilation mit 18 Tracks: 12,50 Euro netto an den Handel, 19,90 Euro an den Verbraucher.
Problem 1:
Auch wenn der Verkaufspreis höher ist, fallen für den einzelnen Künstler effektiv weniger Lizenzen pro verkaufter CD an.
Problem 2:
Als Compiler hab ich den 3-fachen Verwaltungsaufwand, was Anfragen, Korrespondenz, Lizenzverträge, Lizenzabrechnungen, eventuelle Masteringarbeiten etc. betrifft.
Um diese zusätzlichen Kosten zumindest teilweise abzufangen, muss ich wo anders sparen, zB an den Prozentsätzen der Lizenzauszahlungen.
Problem 3:
Dieser zusätzliche Aufwand hat auch zeitliche Konsequenzen.
Von Beginn der Arbeit bis zur VÖ vergehen sagen wir mal 8-10 Wochen = veraltete Tracklist bei Erscheinungsdatum = Produkt verkauft sich nicht (in der schnelllebigen Zeit dieses Genres)
Problem 4:
Wieder die Lizenzen.
Frag bei einem großen Label nach einem Hit an (ein paar Hits brauchst du schon, um eine Compilation verkaufen zu können), und erklär ihnen, dass du statt den üblichen 20% nur 14% Lizenzen auszahlst, weil du eben sparen musst.
Die sagen dir dann: "Gib mir 22% oder du bekommst den Titel eben nicht! Und 300 Euro Vorauszahlung, weil ich dich nicht kenne."
So sehr du dich in das Projekt hineinkniest ... du kannst nur das veröffentlichen, was du bekommst, und darunter leidet die Qualität -> Masse statt Klasse.
Problem 5:
Nehmen wir an, ich bin Produzent oder Labelbesitzer, und bekomme 2 Lizenzanfragen für Compilations rein, die zur gleichen Zeit veröffentlicht werden.
Die erste ist Future Trance, von der ich ungefähr weiß, wie oft sie verkauft wird, und wie rentabel das Geschäft für mich ist.
Die zweite ist Chrisbys ultimative MP3-Collection Vol. 1, die von einer Noname-Plattenfirma veröffentlich wird, die mir weniger Prozent und somit weniger Euro ausbezahlt.
Jetzt könnte ich denken: Naja, die beiden CDs beinhalten das gleich Genre, bei der FT bekomm ich 14 Cent pro CD, und die verkauft sich auch ganz gut. Bei deiner bekomm ich 9 Cent pro CD, und die verkauft sich vielleicht gar nicht. Mir wärs lieber wenn der Kunde, der vorm Regal steht, die FT kauft, daher geb ich dir den Track nicht frei, weil ich mir ins eigene Fleisch schneide.
Alle diese Problem kannst du umgehen, in dem du
a) Noname-Produktionen auf die CD packst, die sich mit dem verminderten Lizenzsatz zufrieden geben, weil sie froh sind auf einer CD zu sein.
b) Eigenproduktionen verdealst, rein aus Prestige-Gründen.
c) mehrere Tracks eines Labels veröffentlichst, und einen "Rabatt" bekommst, weil 3 Mal 14 Prozent immer noch mehr sind als 0 Mal 22 Prozent.
Aber all diese Lösungsansätze bringen mich wieder zum 3. Satz meines Postings: Die Qualität leidet darunter.
Im Endeffekt hast du dann eine 08/15 Umsetzung einer eigentlich gar nicht so schlechten Idee, die nicht aufgeht, weil die Qualität nicht stimmt, die Aktualität der Tracklist nicht passt, und die CD deswegen zum Preis von 29,90 Euro vom Markt nicht angenommen wird, weil sich deine potenzielle Käuferschicht schlichtweg denkt: "Na, da lad ich mir die Tracks gleich selber runter, und brenns mir auf CD."
Somit schließt sich der Kreis, und wir sind wieder bei meinem Einleitungs-Satz dieses Postings. Nach oben scrollen!
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