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Alt 3. March 2006, 09:03  
LJ Martinez
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Situationen, wo mein Puls auf 200 war hatte ich auch beim BH. Musste mir zwar keine Toten ansehen, hatte aber auch einige Situationen, wo ich richtig Angst bekam.

Ich war bei der Wache und machte schließlich die Wachkommandanten-Ausbildung. Dann hatte ich die Verantwortung für 3 Wachsoldaten, die alle mit scharfer Munition und geladener Waffe herumliefen.

Einmal ist einem Wachsoldaten (zum Glück nicht meinem, sondern dem von der vorigen "Schicht" passiert, dass er bei der Wachübergabe nur das Magazin abgenommenhat, aber nicht repetiert, d.h. eine Kugel war noch im Lauf. Das ist niemand aufgefallen. Zum Glück hatten wir eine Holzkiste mti Sand gefüllt, wo der Lauf hineingesteckt wurde, aber als er abdrückte und sich der Schuß löste, habe wir trotzdem alle einen Riesen-Schreck bekommen und der Wachsoldat und sein Wachkommandant dazu noch große Probleme. So etwas kann sehr böse ausgehen, vor allem wenn man sieht, wie sorglos manche mit scharfer Munition und geladenen Waffen umgehen.

Mag vielleicht für manche cool sein, ich selbst habe es aber immer eher als Belastung empfunden, mit geladenem Sturmgewehr herumzulaufen. So schnell kann eine Unachtsamkeit passieren und wie unser Ausbilder richtig gesagt hat: "Ist die Kugel aus dem Lauf, hält sie nichts auf dieser Welt mehr auf."

Nun, das war ja noch die harmlosere Geschichte, aber einmal, als wir eine militärische Liegenschaft bewachten, in der auch Panzer abgestellt waren, hörte einer meiner Wachsoldaten aus der Halle, wo die Panzer standen Geräusche. Da mußten der Offizier vom Tag und ich also nachsehen gehen. Da gehen wir also mitten in der Nacht in eine stockdunkle Halle, die geladene Waffe im Anschlag. Was in den Filmen vielleicht so cool aussieht ist es in Wirklichkeit aber nicht. Ich hatte nämlich richtig Angst um mein Leben, noch dazu wo ich wußte, dass in dieser Liegenschaft schon einmal auf Soldaten geschossen wurde.

Ich hätte absolut keine Chance gehabt, wenn dort wirklich jemand drin gewesen wäre und mich auf's Korn genommen hätte, da ich nicht die nötige Ausbildung und wahrscheinlich auch nicht die Schnelligkeit hatte.

Nur kann man nicht sagen: "Dass hast du vorher ja gewußt", denn niemand hat mir vorher gesagt, dass ich dem Wachkommando zugeteilt werde und wegen dem Bürgerkrieg in Jugoslawien ständig mit einer geladenen Waffe und scharfer Munition herumlaufen würde und wenn's blöd hergegangen wäre und durch den Krieg Grenzverletzungen aufgetreten wären, wären wir die ersten gewesen, die an die Grenze beordert worden wären.

Ich denk mir, die Assistenzeinsätze im Burgenland sind wohl auch nicht so das Zuckerschlecken, da du nie weißt, ob du von den Schlepperbanden nicht auch angegriffen wirst.

Die anderen (Also Jäger und andere Infanterieeinheiten) hatten nur Platzpatronen und maximal am abgesicherten Schießstand mal scharfe.

Das sagt dir aber alles vorher niemand, da kommst dann drauf, wenn es soweit ist. Es sagt dir auch vorher niemand, dass es für dich auch zivilrechtliche Konsequenzen bis hin zu Gefängnisstrafen hat, wenn du bei der Wache einen Fehler machst. Ist super, wenn du nach dem Grundwehrdienst eine Vorstrafe hast, macht sich gut beim Arbeit suchen.

Ich kann also nicht behaupten, dass ich keine Verantwortung zu tragen hatte und nicht Situationen ausgesetzt gewesen wäre, wo ich Angst bekommen habe.

Also von der nervlichen Belastung würde ich meinen Dienst schon mit dem eines Zivildieners im Rettungseinsatz vergleichen. Ist nicht so lustig, mitten in der Nacht im Niemandsland herumzulaufen und ständig irgenwo Geräusche zu hören.

Ob's sinnvoll ist oder war, kann ich nicht beurteilen, ich habe keine Menschenleben gerettet, ich habe halt nur Staatseigentum und Kriegsgerät bewacht. Nur möchte ich mir nicht vorstellen, was passiert, wenn dieses Kriegsgerät in falsche Hände kommt. Daher ist es wohl sinnvoll, es zu bewachen.
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